Lebenslauf für Leonardos

Lebenslauf

Leonardos sind anders verdrahtet. Dein Gehirn ist buchstäblich anders verdrahtet. Das solltest du erklären, bevor du Entschuldigungen und Erklärungen für deinen zerschossenen Lebenslauf suchst, zumindest wenn man die üblichen  Parameter anlegt. Aus meiner Zeit in Personalberatung/ Headhunting kenne ich noch folgendes Muster, nachdem damals (und zum Teil noch heute) Lebensläufe bewertet wurden. 

  • Alle 3-5 Jahre ein Wechsel in mindestens einem von drei Punkten
  • 1. Mehr Geld
  • 2. Mehr Verantwortung, mehr Untergebene
  • 3. Neuer Job Title (vom Junior Consultant zum Senior – vom Key Accounter zum Teamleader)
  • Lineare Karriere in einer einzigen Profession. Evtl. in verschiedenen Branchen, aber in der gleichen Profession (zum Beispiel im Vertrieb).

Bevor dein Lebenslauf also nach solchen Parametern bewertet wird, solltest du erklären, warum das bei dir nicht funktioniert. Viele Unternehmen heutzutage suchen „die eierlegende Wollmilchsau“ benutzen aber immer noch Raster, wie das oben stehende. Du bist eigentlich der perfekte Match. Hilf ihnen, dass zu erkennen. 

Du könnest deinen Lebenslauf mit einem kurzen Teaser beginnen. Etwa so:
(kann gerne kopiert und verwendet werden)

Der folgende Lebenslauf gehört zu einem Multipotential. Der Begriff beschreibt eine Person, die anders verdrahtet ist, als die meisten Bewerber, mit denen sie vermutlich in der Regel zu  tun haben. In Kurzform könnte man sagen „ein Generalist.“ Um aber ein Generalist werden zu können, bedarf es einer völlig anderen Person und eines völlig anderen Werdeganges als üblich. Bitte berücksichtigen das bei ihrer Beurteilung meines Werdeganges. Mehr Information zu Multipotentials finden Sie hier: https://wolfganggehrer.de

Du bist anders. Also sollte auch deine Lebenslauf nicht nur anders sein, sondern auch anders gestaltet sein. Er sollte abbilden, was wirklich passiert ist, nicht nur die Stationen deines Werdeganges. Für einen herkömmlichen Spezialisten hat die Reihenfolge eine Karrierelogik.

  1. Abitur
  2. Wehrdienst (in einer medizinorientierten Einheit – Sanitäter z.B.)
  3. Studium der Medizin
  4. Arzt im Praktikum in
  5. Promotion
  6. Tätigkeit in Klinik 1
  7. Facharzt
  8. Tätigkeit in Klink 2
  9. Drei Monate bei Ärzte ohne Grenzen
  10. Nebenbei beim Roten Kreuz tätig
  11. usw.

 

Das ist ein logischer, nachvollziehbarer Ablauf. Alles ausgerichtet auf ein einziges Ziel: Ein richtig guter Arzt werden. Dein Lebenslauf sieht jetzt schon deutlich anders aus richtig? Das hat einen Grund: Du hast nicht dieses eine finale Ziel. Du warst auch nicht in einer Station deines CVs um das dann dein Leben lang zu machen. Du warst da, für eine bestimmte Sache, die du dort bekommen wolltest, eine bestimmte Fähigkeit zum Beispiel, eine bestimmte Erfahrung, die du machen wolltest, als du das bekommen hast, warst du weg. Wozu noch da bleiben?  Das ist eine fundamental andere Motivation, die du erklären solltest.

Wenn du die Grundbegriffe von Webseiten-Programmierung lernen willst, wirst du gehen, sobald du das kannst. Ein komplettes IT-Studium, oder gar „der beste Programmierer“ zu werden steht nicht in deinem Plan. (Diese Seite programmiere ich übrigens selbst)  Danach willst du vielleicht Projekt-Management soweit verstehen, dass du es für deine Belange nutzen kannst. Wieder das gleiche, sobald du deine Belohnung hast, bist du weg. Kein Grund weiter da zu bleiben und in die Untiefen des Projekt-Managements einzutauchen. Vielleicht geht es auch nur darum, mal zu sehen wie es ist, in einem Team zu arbeiten, oder eines zu leiten. 

  1. 2000 – 2002 IT Firma „WebServices GmbH“ als Web Designer
  2. 2002 – 2004 Architektenbüro Müller – Scrum Master/ Projekt Management
  3. 2004 – 2005 IBM – Vertriebsmitarbeiter 
  4. 2005 – 2007 IBM – Leiter Sales Team Nord 
  5. 2007 – 2009 Firma XY … 

Das Problem: So ein Lebenslauf folgt einer völlig anderen Logik. Nur die Stationen aufzuzählen ist nicht nachvollziehbar. Sogar ein anderer Multipotential würde sich schwer tun den CV eines Leonardos zu verstehen. Mit der zugehörigen Beschreibung gibt dieser Lebenslauf durchaus Sinn, nun verstehen wir, worum es jeweils ging. Das ist der Unterschied.  Wie wäre es mit einem Lebenslauf, der beide Seiten berücksichtigt, die Stationen und die Absichten dahinter? Etwas so: 

Lebenslauf Max Mustermann

Lebenserfahrung: 50 Jahre 
Berufserfahrung: 33 Jahre 
Wohnorte: Musterdorf, München, Frankfurt, London, Berlin, heute: München

Stationen

  1. 2000 – 2002 IT Firma „WebServices GmbH“ als Web Designer
  2. 2002 – 2004 Architektenbüro Müller – Scrum Master/ Projekt Management
  3. 2004 – 2005 IBM – Vertriebsmitarbeiter 
  4. 2005 – 2007 IBM – Leiter Sales Team Nord 
  5. 2007 – 2009 Firma  … 

Intentionen

  1. Grundbegriffe für Webseiten Programmierung erlernen und anwenden, Webseiten in der Praxis konzipieren, ich mag es einfach, Dinge zu kreieren
  2. Projekt Management lernen, Scrum in der Praxis anwenden, einen Einstieg in JIRA finden, OKRs kreieren
  3. In einem Team arbeiten, Vertrieb lernen, direkten Kontakt mit Kunden haben, bestehende IT Kenntnisse anwenden und ausbauen
  4. Eine Führungsposition inne haben, Menschen führen, ein Team leiten 
  5. in einer fremdsprachlichen Umgebung tätig sein 

Ich denke, du verstehst die Idee. Was Leonardos sind ist erklärungsbedürftig, was sie tun und warum sie es tun ebenfalls. Bei einer Betrachtung ohne die Intensionen-Spalte, würden wir Sätze hören wie: „Warum macht er/ sie alle zwei, drei Jahre was anderes?“ – „Kann er/sie nicht mal bei einer Sache bleiben?“ – „Warum ist er von IBM weg? Da geht man doch nicht wieder weg“ – „So eine unstete Persönlichkeit passt nicht zu uns.“  Bestimmt schon Mal gehört, stimmt’s? Mit ein bisschen Erläuterung ist es auf einmal nachvollziehbar, logisch und eigentlich auch nicht „unstet“, sondern sogar sehr konsequent und zielstrebig. Nur mit anderen Zielen. Mehreren.   

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